//Rezension// Marlenes Geheimnis + Interview mit der Autorin

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Details

Titel: Marlenes Geheimnis
Autor: Brigitte Riebe
Erschienen: 11.09.2017
Verlag: Diana Verlag, Verlagsgruppe Random House GmbH
Genre: Roman
Seiten: 432
Preis HC-Buch: 19,99€
E-Book: 15,99€

Buchdeckel:

Drei Frauen, drei Generationen und ein Geflecht aus Lügen

Marlene hat die Vertreibung aus der Heimat nach dem Krieg längst hinter sich gelassen. Vor mehr als siebzig Jahren begann sie mit ihrer Mutter Eva am Bodensee ein neues Leben. Eine florierende Schnapsbrennerei, die die Früchte der Region verarbeitet, ist ihr ganzer Stolz. Erst als ihre Nichte Nane kurz nach Evas Beerdigung die Aufzeichnungen der Großmutter liest, bricht die Vergangenheit ohne Vorwarnung herein. Und ein lang gehütetes Geheimnis kommt zutage …

Bestsellerautorin Brigitte Riebe ist zurück – mit einem bewegenden Roman über ein deutsches Familienschicksal

Meine Zusammenfassung:

Eva, die Apfelkönigen vom Bodensee war nach den Kriegsjahren eine schöne und gefragte Frau. Doch sie hat all die Jahre Geheimnisse mit sich rumgetragen, von denen keiner in der Familie etwas wusste. Als Eva stirbt vertraut sie ihrer Enkelin Nane ein Tagebuch mit allen Geheimnissen an. Jetzt liegt es an Nane die Vergangenheit aufzuarbeiten und die Familie wieder zusammen zu führen.

Meine Bewertung:

Ein schönes Buch über den Bodensee und seine Region, rund um Überlingen. Aber nicht nur das macht den Charme des Buches aus, denn die Geschichte dahinter ist wirklich herzzerreißend. Der Krieg riss Familien auseinander und veränderte die Menschen. Ich finde die Geschichte so realistisch dargestellt, als hätte sie eine Oma, die den Krieg erlebt hat wirklich so erzählt.

Nane wird von den Geschichten ihrer Großmutter praktisch überrumpelt, akzeptiert ihre Familiengeschichte und findet so zu sich selber. Die Region Überlingen und Salem ist auch mir ein Begriff, ich war früher selbst in den Ferien mit meinen Großeltern da. Mein Opa selbst schätzte die Bauern und den selbst gebrannten Schnaps sehr. Die Autorin hat die Landschaft und die Obstplantagen gut beschrieben. Ich habe mich fast wieder wie im Urlaub gefühlt und mich an meine lieben Großeltern erinnert.

Der Schreibstil ist wirklich schön und stellenweise sehr spannend geschrieben, man kann dem Buch gut folgen und will es nicht weglegen. Das ist nicht nur einfach eine schöne Lektüre, die man einfach so nebenbei mal liest. Ich finde das Buch regt zum Denken an, wie es damals im Krieg war. Welches Leid die Vertriebenen hatten und was sie durchmachten mussten, um endlich in ihrer neuen Heimat akzeptiert zu werden. Wir dürfen und sollten niemals vergessen, was damals passiert ist. Daher ist es schön, wenn man immer mal wieder solche Geschichten lesen darf.

Sterne:





Interview mit Brigitte Riebe

1) Was unterscheidet „Marlenes Geheimnis“ von deinen anderen Romanen?

Dieser Roman ist mein Herzensbuch, weil von dem in ihn eingeflossen ist, was ich von meiner Mutter, meinen Tanten und meiner Großmutter erzählt bekam. Die Personen im Roman sind fiktiv, aber sie tragen „echten“ Erfahrungs-und Lebensschatz in sich. Für mich ist es das dichteste Buch, das ich bisher geschrieben habe. Und manchmal musste ich beim Schreiben mittendrin stoppen, weil es mich zu überwältigen drohte.

2) Warum heißt das Buch Marlenes Geheimnis und nicht Evas? Eigentlich hatte Eva doch ein Geheimnis (mehr oder weniger)

In dem Roman gibt es ja viele Geheimnisse in den verschiedenen Zeitebenen. Aber die Figur der Marlene – und dem, was sie erleben musste, steht für mich zentral. Deshalb eben MRALENES GEHEIMNIS. 

3) Woher hast du die Inspiration für die Geschichte? Hat sie einen realen Hintergrund oder ist sie völlig frei erfunden?

Wie ich schon in Frage 1 sagte: Die Erfahrungen von Vertreibung und Flucht waren präsent in meiner Kindheit. Meine Mutter und ihre Schwester mussten sie im Teenageralter erleben, die kleinste Schwester war noch nicht einmal 5. Meine Großmutter hatte sich einem der Lager mit TB angesteckt und wäre wohl in der SBZ, wo sie zwangsweise ein Jahr leben mussten, gestorben, wäre mein Großvater nicht in amerikanische Kriegsgefangenschaft geraten und in Bayern entlassen worden – und konnte die Familie nachholen. So kam sie nach Kempfenhausen an den schönen Starnberger See, lag dort ein Jahr in der Lungenheilanstalt und konnte immerhin 83 Jahre alt werden …

Ich bin mit Jahrgang 1953 noch ein Nachkriegskind, und das Bewusstsein, dass der Krieg bei meiner Geburt erst 8 Jahre vorbei war, hat meine Liebe zur Geschichte initiiert … seitdem bin ich bekennender Histo-Junckie …

4) Was verbindet dich mit dem Bodensee und der Gegend rund um Überlingen/Salem?

Traumgegend, fruchtbar, lieblich, Wein, Obst, alles da. Und das friedliche Zusammenleben von drei Nationalitäten auf engem Raum. Könnte Vorbildcharakter haben... 

5) Welchen Teil der Geschichte musstest du besonders viel Aufmerksamkeit widmen? (Recherche und schreiben)

Beidem natürlich. Für meine gründliche Recherche bin ich berühmt-berüchtigt. Meine Leserinnen und Leser haben es einfach verdient. Und dann musst du alles halt noch in eine spannende Story mit möglichst vielen Wendungen gießen … unter uns gesagt: auch nicht ganz unaufwändig… 

6) Welche Person aus dem Roman magst du am meisten und warum?

Ich habe zwei Lieblinge: Jan, der so tapfer für seine Zukunft und die seines Volks kämpft, der ist fiktiv. Und Molly, in die ist viel von der besten Freundin meiner Mutter mit eingeflossen, die auch Molly hieß. Sie haben sich dann – real – in München wiedergetroffen und waren bis zu Mollys Tod gut befreundet. Die echte Molly ist später an Alzheimer erkrankt; deshalb hat es mir Spaß gemacht, meine fiktive Molly im Roman so schlau zu machen.

7) Ist eine Fortsetzung geplant? Ich mochte Nane sehr und würde gerne wissen, wie es mit ihr und der Familie weitergeht.

Ich würde sagen: Sag niemals nie … ;) 

8) Welches Rezept aus der Region rund um den Bodensee würde Marlene empfehlen?

Ich denke, Marlene hätte an einem schönen Pfifferlingragout mit einem Serviettenknödel (oder Semmelknödel) sicherlich sehr viel Freude … 



Vielen Dank an Corinna Schindler und dem Freelance Team aus München für das Rezensionsexemplar und die Interviewmöglichkeit. Danke an Brigitte für ihre Zeit und die Beantwortung meiner Fragen.