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Hey, hier kommt noch ein Zeitreisebuch :-) Auch hier ist die Zukunft unbedingt besser. Es wird magisch und sehr mysteriös. Das Zukunftsszenario ist leider in diesem Buch nicht unbedingt unrealistisch.

 

Details

Titel: Die Nacht der Zeitwächter - Band 1
 Autorin:  Elya C. Moss
Verlag: Selfpublisher
 Erschienen: 08.01.2024
Genre:  Science-Fiction-Zeitreisen-Bücher
Seiten: 401
Preis Buch: 14,99€



Meine Zusammenfassung:

In einer hoffnungslosen Zukunft gibt es nur eine Rettung - das Mädchen Minna. Sie hat die Fähigkeiten, alle zu retten. Allerdings weiß sie das noch nicht, nur Traudel eine weise Magierin würde mit Minnas Ausbildung beauftragt. Doch das ist gar nicht so einfach. Erstmal muss Traudel Minna in der Zukunft finden und dann zurück in die Vergangenheit bringen. Immer mit dem Risiko, von den mystischen Zeitwächtern entdeckt zu werden. Aber aufgewachsen in einer trostlosen Welt ohne Liebe und Eltern ist Minna absolut nicht bereit, die Welt zu retten. Ob es Traudel gelingen wird, die magischen Fähigkeiten in Minna zu wecken und sie auf die Zukunft vorzubereiten?

Meine Bewertung:

Ein Buch voller sensibler Themen jene, die jeden Tag Teil unseres Alltags sein könnten, gemischt mit einer großen Portion Fiktion und einem Hauch Magie. Ich denke, damit ist alles dabei, was ein gutes Buch ausmacht.

Minnas Weg zur Heldin der Geschichte ist kein einfacher. Ihre Kindheit ist voller Angst und Gewalt geprägt und auch ihr Leben unter Traudels Obhut birgt Risiken. Dabei ist es oft Minna, die sich selbstlos in Gefahr begibt, um andere zu retten. Es werden in diesem Buch Themen wie Gewalt an Kindern innerhalb der eigenen Familie angesprochen, die so widerlich sind, dass es einem schwerfällt der Geschichte zu folgen. Wahrscheinlich ist es auch so, weil einem beim Lesen bewusst wird, dass diese Geschehnisse tagtäglich passieren.

Bei Minnas Erfahrungen auf dem Schulhof habe ich mich selbst wiedergefunden. Denn Mobbing, Gewalt und Ausgrenzung hat gewiss jeder in der Schulzeit in der ein oder anderen Weise erfahren. All diese Themen bringt die Autorin zusätzlich zur eigentlichen Hauptgeschichte zur Sprache. Ich bin mir nicht sicher, ob die Sidestorys für die spätere Handlung noch relevant sind oder ob die Autorin sie einfach nur behandeln wollte, weil sie sie bewegen. Das wird man wahrscheinlich in den weiteren Teilen herausfinden. Ich hoffe allerdings das sie noch wichtig sind für die Story, weil sonst lenken sie einfach zu sehr ab (trotz dass der Hinweis, dass solche Sachen passieren total wichtig ist).

Minna als Hauptcharakter ist sehr impulsiv und oft denkt sie zu wenig nach. Sie muss noch viel lernen und ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Traudel glaubt, sie muss dem Mädchen nur Zeit geben, doch leider haben sie das nicht. Das ist ein großes Problem für Minna, sie muss vieles innerhalb kurzer Zeit lernen und das überfordert sie manchmal. Auch muss sie lernen, mit anderen Menschen zu kommunizieren. Das lief in ihrer Zeit, wo es nur ums Überleben geht, ganz anders. Man merkt, da gibt es viel Potenzial zur Charakterentwicklung. Gleiches gilt für einen gewissen Christoph, der eigentlich Minnas Feind ist und trotzdem einen wichtigen Part der Geschichte einnimmt. Was wohl aus ihm wird, ist bis zum Ende des Buches offen.

Manche Szenen wie die mit „Minnas Regen“, der ihre Magie erweckte, sind noch recht mysteriös. Ich bin gespannt, wie es diesbezüglich weitergeht. Denn dieser „Regen“ ist eigentlich ein Junge. Ob man da eine Liebesgeschichte erwarten kann? Wer weiß, denn noch ist Minna 11 Jahre alt und überhaupt nicht beziehungsfähig. Irgendwie hätte ich es cooler gefunden, wenn Minna in eine Schule speziell für Magier*innen gegangen wäre.
 
 Ihr merkt, es gibt eine Menge zu schreiben und diskutieren. Ein gutes Buch hinterlässt Gedanken zum Geschehen, ich denke, das hat die Autorin sehr gut geschafft.

Zum Textaufbau:
Der Anfang hat mich zuerst etwas irritiert. Es war manches nicht immer ganz nachvollziehbar beschrieben, wie ich fand. Ich musste den Text vom ersten Kapitel zweimal lesen, um zu kapieren, was da eigentlich vor sich geht. Wahrscheinlich musste ich mich an den Schreibstil gewöhnen, der definitiv was interessantes eigenes mitbringt, aber auch einen gewissen Schwierigkeitsgrad beim Lesen, in Sachen Ortsbeschreibung etc. hat Irgendwie merkt man, dass die Autorin Akademikerin ist. Die Beschreibungen sind sehr korrekt und manchmal hätte man mit weniger Worten mehr erreicht.

Meinen Lesefluss hat bei diesem Buch beachtlich gestört, dass gefühlt jeder zweiter Satz mit - Minna macht dies, Minna mach das... angefangen hat. Ich fand den Satzbau an manchen Stellen der wörtlichen Rede bzw. wenn Personen miteinander etwas reden, unkreativ. Es wird zu oft das Wort O.K. verwendet, was, ich z.B. textlich überhaupt nicht verwendet hätte. Es ist doch sehr umgangssprachlich. Da ich das Problem einer gewissen *Betriebsblindheit* für den Text beim Schreiben selber kenne, kann es natürlich sein, dass es Elya beim Erstellen des Textes einfach nicht aufgefallen ist. Ich denke, es ist einfach ein Anfängerfehler, der vielen passiert.

Meine angemerkten Kritikpunkte sind hoffentlich für die Leser*innen kein Grund das Buch nicht zu lesen, denn man merkt, wie viele Liebe und Leidenschaft die Autorin hier in dieses Buch gesteckt hat. Es ist sowieso immer toll, wie krass tiefgründig die Geschichten von Self-Publishing Autor*innen sind.
 
Ah es wird in diesem Buch gegendert, und zwar bewusst auch von den Protagonisten. Sowas hatte ich tatsächlich auch noch nicht. Ziemlich modern, wie ich finde.
 
Fazit: 
Ein tiefgründiges, bewegendes Buch und ein guter Start in eine aufregende Reihe. Beim Schreibstil merkt man noch ein paar Anfängerfehler, die sich bestimmt mit der Zeit (und der Erfahrung) glätten.

 
Für Tiefsinnigkeit vergebe ich ein Einhorn:


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Dieser Beitrag gibt meine freie Meinung wieder.


Autorin im Interview mit Elya

1. Kannst du dich bitte kurz vorstellen?
Klar! Also, ich bin in der Nähe von Frankfurt am Main in einem kleinen Dorf aufgewachsen. Nach der Schule habe ich eine Ausbildung zur Erzieherin gemacht und bin anschließend nach Kiel gezogen. Obwohl ich nicht mehr dort wohne, hängt mein Herz noch am Meer. Ich habe in Kiel Kindheitspädagogik studiert, es war eine tolle Zeit. Von dort ging es jedoch wieder in den Süden. Eine Weile habe ich in einer Krippe gearbeitet, also mit Kindern unter drei Jahren. Allerdings hat es mich weiter in die Wissenschaft gezogen. Ich habe einen Master gemacht und anschließend promoviert, beides mit dem Schwerpunkt Pädagogik. Im Dezember 2023 habe ich meinen ersten Roman „Die Nacht der Zeitwächter“ veröffentlicht.

2. Dein Buch behandelt ja sehr viele krasse Themen, die gerade junge Menschen beschäftigten. Mit dabei ist auch sehr viel Gewalt und Mobbing an Kindern. Wie bist du dazu gekommen diese Dinge in deinem Buch anzusprechen?

Als ich selbst Kind war, waren das genau die Themen, die mich beschäftigt haben. Immer wieder wurden wir z. B. gewarnt, nicht mit fremden Personen mitzugehen und aufeinander aufzupassen. Tatsächlich wollte ich damals schon Autorin werden und in einer meiner ersten Kurzgeschichten ging es bereits genau um diese Thematik. Somit war für mich klar, das ist etwas, was junge Menschen bewegt, so wie es auch mich beschäftigt hat, also sollte es auch einen Raum bekommen. Und Mobbing ist leider ebenfalls ein hochaktuelles Thema. Durch meine Tätigkeit im pädagogischen Feld bekomme ich das immer wieder mit, bekomme Geschichten erzählt, die mich echt schockieren. Es ist vielleicht auch meine Art, das zu verarbeiten und versuchen etwas zu verändern, damit wir alle hin- und nicht wegschauen, wenn wir Unrecht sehen.

3. Wie bist du darauf gekommen, eine Rolle wie Christopher einzubringen? Seine Art, aber auch Wandlung ist ja doch recht krass. Besteht Hoffnung für ihn?

Christopher ist ein Jugendlicher, dem man auf dem Schulhof aus dem Weg geht und hofft, dass man nicht in seine Schussbahn gerät. Auch solchen Persönlichkeiten bin ich in meiner eigenen Jugend begegnet und habe gelernt, dass dieses Verhalten irgendwo seinen Ursprung haben muss. Wichtig ist mir, dass das keine Entschuldigung sein kann, denn schließlich müssen wir alle uns jeden Tag aufs Neue entscheiden, wie wir leben und was wir erreichen wollen. Und diese Chance gebe ich Christopher in den Büchern auch, die Frage ist nur, ob er sie ergreift.

4. Minna kann ja sehr viel in sehr kurzer Zeit. Gibt es etwas was Minna trotzdem schwerfällt trotz ihres Talentes?

Minna ist außergewöhnlich talentiert. Im weiteren Verlauf der Serie, wird das immer deutlicher werden und es wird auch klarer, woran das liegt. Was ihr allerdings extrem schwerfällt, ist es, mit ihren Gefühlen angemessen umzugehen. Ihre Emotionen überwältigen sie immer wieder und bringen sie dadurch in große Gefahr. Je mehr Unrecht ihr begegnet, desto schwerer fällt es ihr und leider leben wir in Zeiten, in denen es sehr viel davon gibt.

5. Minna kommt ja aus einer sehr trostlosen und düsteren Zukunft, ist es eine Zukunft, die du für realistisch hältst?


Hm, ich würde lügen, würde ich sagen, dass ich das für unrealistisch halte, auch wenn wir vielleicht noch weiter weg von dieser Zukunft sind, als in meinen Büchern. Ich denke, wir Menschen haben die gefährliche Macht, die Welt in den Abgrund zu stürzen. Denn sind wir mal ganz ehrlich, sobald eine Person eine andere bestiehlt, betrügt, verletzt, stürzt diese Person die andere in genau diese Zukunft. Er oder sie zerstört in diesem Moment eine ganze Welt. Das heißt, es beginnt im Kleinen und kann im Großen eine Katastrophe auslösen. Allerdings bin ich auch der Meinung, dass wir genau das Gegenteil erreichen könnten, wenn wir anfangen, die kleinen Welten unserer Familien, Nachbarn und Freund:innen zu retten und die Umwelt schützen.

6. Wo lagen deine größten Hürden die Geschichte rund um Minna zu schreiben?

Die größten Hürden lagen bei den Tücken der Logik würde ich sagen. Wie ja schon erwähnt, kann Minna von jetzt auf gleich unheimlich viel. Wie kann das sein, ganz ohne Übung? Und dann natürlich das Dilemma der Zeitreisen, das ist extrem knifflig, doch ich habe versucht, auch in den Folgebänden, alles so gut wie möglich aufzuklären, auch wenn sich nicht alles sofort erschließt. 

7. Welchen Part in deiner Geschichte würdest du am liebsten übernehmen? Die Heldin, die Mentorin oder die beste Freundin?


Definitiv die Mentorin. Ich arbeite in der Lehre und ich finde es toll anderen Personen Aspekte der Welt und des menschlichen Zusammenlebens zu erklären, und sie so zum Staunen und Nachfragen zu inspirieren.

8. Wie bist zu zum schreiben gekommen und was war deine Inspiration zu schreiben?

Meine ersten Schreibversuche haben schon früh angefangen. Ich war begeistert vom Lesen und bin in Büchern versunken. Dementsprechend habe ich irgendwann selbst versucht, meine Gedanken schriftlich festzuhalten. Am Anfang waren es vor allem kürzere Geschichten und Gedichte. Aber irgendwann musste man erwachsen werden. Ich habe einen Beruf gelernt, bin erst einmal andere Wege gegangen, um irgendwann festzustellen, dass mir etwas fehlt: das Schreiben. Seit ich dahin zurückgefunden habe, bin ich zufriedener, auch wenn es schwer ist, das in den hektischen Alltag zu integrieren. Trotzdem, ich habe so viele Geschichten im Kopf, träume unglaublich wirre und verrückte Sachen, die auf Papier gebracht werden wollen. Also werde ich mich nicht noch einmal davon abbringen lassen. Der Anlass wieder mit dem Schreiben anzufangen war auch ein Traum. Ich bin auf dem Balkon in der Mittagshitze eingeschlafen und habe von Minnas toter Welt geträumt, ich habe dann meinen Laptop genommen, angefangen zu schreiben und seither nutze ich jede freie Minute.

9. Wie viele Teile hat Minnas Abenteuer und was planst du für Bücher in der Zukunft?

Es wird insgesamt fünf Teile geben. Der zweite Band „Der Verrat der Seherin“ ist auch schon erschienen. Und in allen Bänden verfolgt Minna das verzweifelte Ziel, irgendwie doch noch die Zukunft der Welt zu retten. Sie wird älter und neuen Freund:innen, aber auch Feinden begegnen, Zukunft und Vergangenheit vermischen sich und ihre traumatischen Erfahrungen, die sie als Kind erleben musste, werden sie verfolgen.

10. Was möchtest du deinen Leser*innen gerne mitteilen?

So viel! Aber ich denke, es ist etwas, was auch im Buch zu finden ist: Das Wichtigste von allem ist es ein gutes Herz zu haben, dann wird auch alles gut. 
 
Danke an Elya für das Rezensionsexemplar, das Interview und ihr Vertrauen in unsere Seite :-)

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