\\Eigene Geschichte - Mari// Aurora – Unsterblich
Aurora-Unsterblich ist die Geschichte einer uns wohlbekannten Prinzessin, die auch als Dornröschen bekannt ist. Doch ist die Geschichte uns so überliefert worden wie sie wirklich war?
Aurora – Unsterblich
Die Sonne stand schon hoch am Himmel als ich erwachte. Man schon wieder den Wecker nicht gestellt dachte ich und stand auf um mir Frühstück zu machen. Als ich an dem Spiegel im Flur vorbeikam, sah ich in mein 16-jähriges makelloses Gesicht. Nicht schlecht für eine 776-jährige dachte ich nur. Ja, so alt bin ich wirklich. Wie das kommt? Vielleicht sollte ich euch erst mal meine Geschichte erzählen.
Mein Name ist Aurora, das bedeutet Morgenröte. Meine Eltern gaben mir diesen Namen weil ich, ihr einziges Kind, im Morgengrauen zur Welt kam. Ich war ihre Hoffnung, ihr Glück. Doch leider brachte meine Geburt weder ihnen noch mir Glück. Ich war eigentlich ein ganz normales Baby, bis auf die Tatsache dass meine Eltern die Herrscher eines großen Reiches waren. Bis jenem Tag meiner Taufe. Es waren alle wichtigen Gäste des Reiches geladen. Alle außer einer.
Die frühere Liebe meines Vaters, die eine Fee war, was mein Vater nicht wusste. Es muss ihr wohl missfallen haben, dass sie nicht eingeladen war. Jedenfalls tauchte sie unangemeldet auf. Sie wollte sich an meinem Vater rächen, weil er nicht sie zu seiner Königin gemacht hat und da legte sie einen Fluch auf das wichtigste was meine Eltern hatten, mich. Ich sollte an meinem 16. Geburtstag sterben, indem ich mich an einer Spindel steche. Dann verschwand sie einfach.
Na ja, jedenfalls hat eine gute Fee den Fluch so verändern können, das ich nicht sterben, sondern nur so lange schlafen sollte, bis ein Prinz kommt und mich mit dem Kuss der Liebe wiedererweckt.
Ja, ich erinnere mich an diesen Kuss. Er war wundervoll, so sanft und liebevoll. Dabei kannte mich der Prinz gar nicht. Ich hätte ja auch eine dumme, verwöhnte kleine Prinzessin sein können. Wir verliebten uns. Es war die berühmte Liebe auf den ersten Blick. Kurz danach feierten wir Hochzeit. Es hätte so perfekt sein können. Hier endet auch schon die Geschichte wie ihr sie kennt.
Aber bedauerlicherweise lief es nicht wie “…und sie leben glücklich bis an ihr Ende.“ denn ich bin nie gestorben. Ganz nach “…und wenn sie nicht gestorben sind dann leben sie noch heute.“ Die gute Fee die damals den Gegenzauberspruch sprach war leider noch eine Anfängerin und sie verdrehte Worte, die sie nicht mehr aufheben konnte. Ich mache ihr keinen Vorwurf immerhin wollte sie nur helfen, aber sie hätte es lieber sein lassen sollen.
Alles fing an, das wir irgendwann merkten, dass ich nicht älter wurde. Während sich bei meinem Gemahl Philipp die ersten Fältchen und graue Haare bildeten, war ich noch so jugendlich wie an dem Tag als er mich erweckte. Als es langsam auffiel und man am Hof zu Tuscheln begann, versteckte ich mich in unserem Privatteil des Schlosses und kam nicht mehr hinaus. Philipp erzählte, dass ich schwer krank sei und die Öffentlichkeit meiden musste.
Aber leider war es Philipp, der immer gebrechlicher wurde und ich konnte nichts dagegen tun. Irgendwann nach langen Jahren starb mein Mann. Ich liebte ihn bis zu seinem Ende und ich wünschte ich wäre an diesem Tag mit ihm gestorben. Ich verlies das Schloss, denn wie sollte ich erklären, dass ich nach all den Jahren noch wie 16 aussah und ganz und gar nicht krank war.
An dem Tag versuchte ich auch meinen ersten Selbstmord. Ich sprang von der höchsten Brücke in den Fluss und überlebte ohne einen Kratzer. Es brach mir das Herz meinem Liebsten nicht in den Tod folgen zu können. Ich habe nie wieder jemanden so geliebt wie Philipp. Denn wenn man unsterblich ist, ist nichts von Dauer. Menschen kommen, Menschen gehen.
Mein Leben hat sich in all der Zeit ständig geändert, ich habe überall gelebt, denn wenn man nicht altert, muss man häufig den Wohnort wechseln, sonst werden die Leute misstrauisch. Eigentlich ist es auch nicht schlecht. Ich habe viel gesehen und gelernt. Jetzt lebe ich in einem kleinen Haus mit Garten am Meer. Es liegt einsam und verlassen an der Küste einer Insel die zu England gehört, hier war ich schon einmal vor 100 Jahren und ich finde es klasse hier.
Heute machte mir mein Frühstück auf dem Balkon, aber kein typisch englisches Frühstück. Das mag ich gar nicht. Mir ist ein ganz normales Brot mit Marmelade lieber als diese Beans on Toast oder was die Engländer sonst so essen. Nach dem Frühstück gehe ich gerne ins Internet. Man hat hier kaum Kontakt zur Außenwelt und deswegen habe ich einen PC mit Internetanschluss. So kann ich mit Menschen reden und Freundschaften knüpfen. Ich kenn zwar auch ein paar Vampire, die leben ja auch ziemlich lange, nur mag ich Vampire nicht sonderlich. Sie sind furchtbar altklug und geben gerne mit ihrem Alter an, während mir das relativ egal ist. Wir veranstalten trotzdem regelmäßig Unsteblichkeitsabende, wo wir uns austauschen. Neulich hat mir einer das Autofahren beigebracht ich muss sagen, es macht riesig Spaß.
Ich hab natürlich auch schon mal versucht wie ein Vampir zu sterben, klappt aber auch nicht. Mir sind in den letzten Jahren auch mal ein paar Einfälle gekommen, wie ich vielleicht doch mal sterben könnte. Aber dazu brauche ich meist eine Fee die mir hilft. Nur Feen können den Fluch von anderen Feen auflösen. Mann, wo ist eine böse Fee wenn man mal eine braucht! Aber Feen gibt es nur noch selten weil sie die moderne Welt hassen, im Gegensatz zu Vampiren. Dass letze Mal habe ich eine Fee vor über 200 Jahren gesehen. „Ich glaube nicht, dass mir mal eine helfen wird“ stöhnte ich und versank in meinem Sessel um meine Emails zu checken.
Feen sehen nämlich dass ich verflucht bin. Verfluchte Menschen haben goldene Augen, aber nur Feen können sie sehen. Für normale Menschen sind meine Augen einfach nur grau. „Keine Fee will mit einem Menschen zu tun haben der mit dem ewigen Leben verflucht ist“ hat mir die letzte ganz im Vertrauten mitgeteilt. Denn sollte eine versuchen den Fluch zu lösen, könnte sie sterben und Feen wollen nicht sterben. Sie lieben es ewig zu leben. Deswegen gehen sie mir aus dem Weg. Ich kann sie einfach nicht verstehen. Ewiges Leben ist doch öde dachte ich.
Da ich heute Einkaufstag habe, verließ ich mein Haus, nachdem ich meine Internetdinge erledigt hatte. Ich gehe gerne Einkaufen, da kommt man unter Leute. Irgendwie haben Leute die ewig leben auch viel Geld. Man kann es sparen und irgendwann von den Zinsen leben. Trotzdem sollte man auch ein wenig sparsam sein. Man weiss ja nie.
Manches baue ich in meinem Garten selber an, aber es gibt Dinge, die kann man nicht selber herstellen. Ich fahre in einem alten VW Käfer Baujahr 1973 in die nächste gelegene Stadt um mich bei meinem Lieblingshändler Frank mit deutschen Essen einzudecken. Es gibt mir das Gefühl zu Hause zu sein, obwohl ich doch weit weg wohne und seit Ewigkeiten nicht mehr da war. Ob unser Schloss überhaupt noch steht? Leider kann ich noch nicht besonders gut fahren und deswegen parkte ich den Käfer auf einem Parkplatz der etwas weiter weg vom Laden lag.
Meine Fahrkünste sind schon berüchtigt und das nicht ohne Grund. Mein Käfer ist schon ziemlich verbeult. Lieber ein bisschen laufen als mal wieder irgendwas anfahren, dachte ich mir. Außerdem lief ich gerne am Ortsrand entlang. Hier standen, für die Gegend üblich, Häuser im englischen Landhausstil. Durch ihre Lage direkt am Meer waren sie niedrig, aus hellem Sandstein gebaut und die Dächer waren mit brauen Ried gedeckt, der bei den meisten Häusern aber eher grau aussah.
Manche Bewohner hatten besonders schöne Gärten angelegt. Meistens Rosengärten oder welche im englischen Stil. Man kann jetzt denken, dass ich genug von Rosen haben müsste, denn immerhin schlief ich fast 100 Jahre in ihnen, aber ich mag sie trotzdem ganz gerne. Die zarten Knospen auf denen sich jetzt noch der Morgentau befand und die, wenn sie voll erblühten, einen wunderbaren Duft verströmten, der einen an einen warmen Sommertag, wenn die Sonne zart durch die Wolken scheint, denken lässt. Die Pflanzen bewegten sich leicht im Wind.
Ich kam am Laden an, es war ein kleines Geschäft das ziemlich zentral im Dorf stand. Frank, der Besitzer, hatte das Haus in einem hellen, freundlichen Blau gestrichen. Das Dach war ein wenig schief, als ob der Wind es in Laufe der Zeit so geformt hätte. Vor dem Laden war ein Garten in dem ein großer Kirschbaum stand an dem im Moment saftige, feuerrote Kirschen wuchsen.
Ich würde mir welche mitnehmen dachte ich im Stillen. Ich öffnete das Gartentor um in den Laden zu gehen. Unter einem Rhododendron lag Diana, eine dicke graue Katze, welche zur Familie des Hauses gehörte und laut schnurrte. Diana sah mich und erhob sich. Sie wusste genau wenn jemand kam, dass sie in den Laden huschen konnte, wo sie sich unter den Ladentisch legte und laut schnarchend den Tag verbrachte. Ich öffnete die Ladentür, die Katze huschte so elegant wie sie konnte mit hinein und ich schaute mich um.
Es war eine Art kleiner Emmaladen wie man sie von früher kennt. Nur sind die Artikel moderner und man kann sie sich selber zusammensuchen. In der Ecke stand der stabile, aus rustikalem Eichenholz gefertigt, gebrauchte Ladentisch auf dem sich eine alte Kasse aus den 50‘er Jahren befindet und unter dem sich jetzt Diana breitmachte. Es war sonst keiner im Laden, auch Frank nicht. Komisch, um die Zeit war er immer da, das wusste ich genau. Immerhin war der Laden aufgeschlossen, da konnte er ja nicht weit sein. Ich beschloss im Lager mein Glück zu versuchen und öffnete die Tür, die zum Hinterhof des Hauses führte.
Weiße Hühner pickten auf dem Kopfsteinpflaster. Hier befand sich in einer kleinen Scheune das Lager des Ladens. Ich öffnete die Tür des Lagerraumes und rief: „Hallo jemand da?“ Es kam keine Antwort. Ich rief nochmal aber Frank war anscheinend nicht da und ich schloss die Tür wieder. Als ich mich umdrehte stand vor mir plötzlich ein junger Mann. Ungefähr in meinem Alter, wenn ich das so sagen kann. Ich kannte ihn nicht. Er war größer als ich, hatte dunkelblonde Haare, trug eine dunkelblaue Jeans und ein graues T-Shirt, wo Mr. Universum draufstand. Ich musste mich beherrschen nicht laut loszulachen. Einen Mr. Universum hatte ich mir gewiss nicht so vorgestellt. Er hatte eine ziemlich große breite Nase die zwischen seinen neckischen Augen hervorstach. „Wer bist du?“ fragte er mich. Ich wollte ihn gerade antworten, da stand er plötzlich ziemlich dicht vor mir und schaute mich seltsam an.Ich erschrak. Komischer Typ. Jetzt konnte ich genauer in seine Augen schauen. Sie waren irgendwie braungrün allerdings mit leichten goldenen Sprenkeln, so als ob sie von der Sonne erhellt wurden. Mann, was dachte ich da eigentlich. Dann wandte er sich auch schon ab. Ich atmete auf. Der Typ war echt komisch. „Ich bin eine Kundin und wollte zu Frank, weißt du wo er ist?“ fragte ich ihn. „Frank ist heute nicht da.“ antwortete er schlicht. „Ich bin Andre.“ sagte er dann. „Ich bin ein Verwandter von Franks Familie und zu Besuch hier. Heute führe ich seinen Laden.“ Wir gingen wieder zurück und ich suchte die Sachen zusammen die benötigte.
Als ich fertig war stellte ich sie Andre auf den Ladentisch, damit er sie zusammenrechnen konnte. „Macht dann 46 Pfund und 30 Pence.“ sagte er. Ich gab ihn das Geld, nahm meinen Korb, verabschiedete mich und ging. Als ich die Tür rausging sah ich im Augenwinkel wie er Diana, die unter dem Tisch hervorgekrochen kam, ein Katzenleckerli zuwarf. Der Typ war mir unheimlich so wie der mich eben angesehen hatte. Vielleicht war das eine Anbaggermasche von Mr. Universum. Noch jetzt verursachte sein Blick bei mir Gänsehaut. Ich ging zu meinem Auto und fuhr nach Hause.
Als ich am späten Nachmittag nach der Teatime am Strand, in der Nähe meines Hauses, spazieren ging, dachte ich schon gar nicht mehr an Andre mit dem komischen Blick. Ich spürte den feinen Sand unter meinen Füßen als ich in ihn Herzchen malte, wobei ich in Gedanken mal wieder bei Philipp war. Ich dachte ständig an ihn. Manchmal versuchte ich mir sein Gesicht vorzustellen, doch mit der Zeit war meine Erinnerung verblasst wie das gemalte Portrait was ich von ihm besaß. Mein Körper erinnerte sich vage an seine Küsse oder daran wie seine warme Hand meine berührte aber mehr auch nicht. Dabei hatte ich mir geschworen ihn nicht zu vergessen.
Ich habe in meinem Leben schon so viele Leute kennengelernt und an die meisten kann ich mich schon nicht mehr erinnern. Ich glaubte nicht an ein Leben nach den Tod, aber manchmal stellte ich mir Philipp als Engel hoch über den Wolken mit einer Harfe in der Hand vor. Dabei war er immer völlig unmusikalisch. Meistens hat er bei Liedern immer schief mitgesungen. Aber keiner würde einem König sagen dass er schief singt. Bei dem Gedanken musste ich schmunzeln. Ich hob eine Muschel auf und erinnerte mich dabei an ein Gedicht, welches mir einst ein Seefahrer vortrug:
Ein Mann schickte ein Gefühl durch das Meer bis an den nächsten Strand,
bis es ein Mädchen fand.
Daran ein Zettel auf dem geschrieben stand:
Viele Muscheln gibt es im Sand.
Drum wähle mit Bedacht
welche ist für dich gedacht.
Das Mädchen lachte leise
und sagte: „ Dieser Vers ist sehr weise.“
Und sie schickte das Gefühl wieder auf die Reise.
Wenn es wird gefunden
von dem Mann, der es verschickte, sind sie beide auf ewig verbunden.
Na ja reimen konnte er nicht besonders gut. Aber er hat Recht, jeder Mensch muss denjenigen finden der zu einem gehört. Drum wähle mit Bedacht, welcher ist für dich gedacht. Vielleicht musste ich jemanden finden mit dem ich leben konnte. Einer der auch Unsterblich ist. Na ja, da gab es nur Vampire und die kann ich wie gesagt nicht so gut leiden. Ich hab es tatsächlich mal mit einem versucht. Der hat mich ausgesaugt wie ein Trinkpäckchen und fand es auch noch gut, dass ich dabei nicht sterbe. Seine anderen Freudinnen haben das immer nicht überlebt. Kein Wunder. Jedenfalls hat er das zweimal gemacht und dann hab ich ihn die Tür gezeigt. Der wollte mich nur ausnutzen. Immerhin bin ich unsterblich mit menschlichem Blut. Perfekt für einen Vampiren. Ne, lieber nicht. Manche sind ok aber nicht als Freund. Ich hab auch noch nie eine männliche Fee gesehen. Das fällt also auch weg. Leider kenne ich keine anderen die Unsterblich sind. Ich dachte gerade noch ein wenig über Unsterblichkeit und den Tod nach, als Mr. Universum hinter einer Düne auftauchte.
Was machte der denn hier? Menschen sah ich an diesem Strandteil so gut wie gar nicht, er war fern ab von allem. „Hey!“ brüllte er, wobei er mit den Armen winkte. Die restlichen Worte verschluckte der Wind der gerade in einer ordentlichen Böe über den Strand wehte. Andre kam näher. Er hielt etwas in der Hand, dass wie ein Glas meiner Lieblingsnussnugatcreme aussah. „Hey!“ rief er. „Du hast was bei uns vergessen. Wobei ich nicht verstehen kann, “ ,er zeigte auf das Glas, „wie du das essen kannst. Es ist viel zu süß.“ Lass das mal meine Sorge sein dachte ich und wandte mich ihm zu, wobei ich ihm das Glas abnahm und mich bedankte. Komisch ich dachte es wäre in meinem Korb gewesen. Woher wusste der überhaupt wo ich wohnte, wahrscheinlich hatte es ihm Frank oder jemand anderes gesagt. „Warum wohnst du hier alleine am Meer?“ fragte er mich. „Ist doch egal.“ antwortete ich gereizt und wandte mich wieder von ihm ab. Bereit zu flüchten. Er war mir immer noch nicht ganz geheuer auch wenn er nett war und einigermaßen gut aussah. Außer dieser komischen Nase dachte ich und gluckste. Mann, was für dumme Gedanken. Ich bin doch kein Teenie mehr. Na ja körperlich schon. Ich ging den Strand entlang, wobei ich merkte, dass er mir folgte. „Auch das noch. Ein anhänglicher Verehrer.“ stöhnte ich. Obwohl mir das Gefühl vielleicht begehrt zu werden doch ein wenig gefiel. Aber plötzlich sagte Andre etwas, womit ich niemals gerechnet hätte. Etwas das leider stimmte.
„Du hast was zu verbergen.“ Ich beschloss nicht hinzuhören, wer weiß was die Leute im Dorf ihm so erzählt hatten. „Nö, gar nicht.“ antwortete ich ihm trotzdem. Mist, ich wollte doch weghören. „Du kennst mich doch gar nicht und jetzt geh.“ „Deine Augen“, sagte er „sie sind golden. Ich weiß was das bedeutet.“ Ich erschrak, mein Herz klopfte jetzt wie wild und ich fing an nervös zu werden. Wieso konnte er meine Augenfarbe sehen.
Ich drehte mich zu ihm um und sah ihn an. Wieder zog ein frischer Wind auf. Sprachlos sah ich ihn an, öffnete meinen Mund und schloss ich ihn wieder. „Was? Du kannst es sehen?“ flüsterte ich. „Bist du eine Fee?“
Mein Verstand arbeitete auf Hochtouren. Wenn ich hier eine männliche Fee vor mit hatte, könnte er den Fluch lösen oder er war meine Muschel. Wer weiss. Aber Andre schüttelte zu meinem Bedauern den Kopf. „Nee, keine richtige.“ antwortete er. „Meine Mutter war eine.“ Ich hörte ein war eine, also war die richtige Fee leider tot. Keine Hilfe mehr für mich. Jetzt wurde ich langsam ungeduldig und nervös. Wenn ich so drauf bin, kann ich echt biestig sein. „Hör mal“, schrie ich Andre jetzt fast an, „es ist mir egal ob du meine Augenfarbe sehen kannst oder nicht, wenn du keine Fee bist dann lass mich in Ruhe.“
Ich rannte los, bloß weg von dem nervigen Mischling. Seit wann haben denn Feen was mit Menschen fragte ich mich. Die meisten bleiben in diesen Zeiten lieber unter sich. Während ich noch darüber grübelte und mir langsam die Puste ausging, packte mich Andre am Handgelenk, woraufhin ich durch den Ruck des Abbremsens ins Straucheln kam und fast mit dem Kopf in den Sand gefallen wäre, hätte Andre mich nicht aufgefangen. Mist wie peinlich und schnell war der auch noch. Mann, irgendwie lag ich jetzt in seinen Armen und er roch auch noch gut. „Lauf doch nicht einfach mitten im Gespräch weg.“ keuchte er. „Was ist was denn für ein Fluch und wie hast du überhaupt eine Fee so ärgern können, dass sie dich verflucht? Die sind doch eigentlich sehr tolerant und so.“
„Da kann ich gar nichts für. Mein Vater hat sie geärgert. Das war vor meiner Geburt und die ist über 700 Jahre her, nur dass du es weißt!“ schrie ich, wobei ich mich aus seinen Armen löste. Jetzt kamen mir auch noch die Tränen. Mist, ich hasse es Schwäche zu zeigen. Ja, das hatte auch den guten Andre aus der Fassung gebracht: Eine heulende 16-jährige die eigentlich ziemlich alt ist. „Ach du Scheiße.“ brachte er wenig elegant heraus. „Nicht nur das, wenn ich dir sagen würde das vor dir das Dornröschen steht das du nur aus dem Märchen kennst glaubst du mir bestimmt kein Wort.“
Seine Kinnlade fiel so tief hinunter, dass ich einen prima Blick auf seine Mandeln hatte. Die Typen heutzutage sind alle seltsam dachte ich, wobei ich mir immer noch heulend die Tränen aus dem Gesicht wischte. „Also hast du eine Idee wie man den Fluch von mir nehmen kann?“ fragte ich ihn sniffend. „Wie hat es deine Mutter geschafft zu Sterben? Feen leben ewig.“ „Ja“, sagte er „doch wenn sie ewige Liebe erfahren, werden auch sie sterblich.“ Mann, das hilft mir kein Stück weiter dachte ich. Denn auch ich hatte mit Philipp die ewige Liebe gefunden und bin leider kein Stück gestorben. Das musste Andre gerade auch gedacht haben denn er sagte: „Aber du hattest ja den Prinzen, also keine Lösung für dich.“ Wenn ich mich so ordentlich aufgeregt hatte wie jetzt brauchte ich immer eins. Kaffee und zwar in Mengen. „Ich geh jetzt Kaffe trinken willst du mit kommen?“ fragte ich Andre. Er kam mit.
Wir gingen auf meinen Balkon wo ich Kaffee und Törtchen servierte. Wir unterhielten uns. Es tat gut darüber zu reden was es heißt Jahrhunderte gelebt zu haben und er war wenigstes kein Vampir der mich als Trinkpäckchen ausnutzen wollte. „Wie lange lebst du so als Halbmensch?“ fragte ich ihn nach einer Weile Plaudern. „Keine Ahnung“, antwortete er darauf „aber ich bin jetzt schon in der dritten Generation ein Verwandter von Frank und seinen Vorfahren.“ Ich verschluckte mich an meinem Kaffee, jetzt war ich baff und verwundert. „Was und das sagt er mir erst jetzt!“ schnauzte ich ihn an. „Na ja du schienst zu sehr mit deinem eigenen Schicksal beschäftigt zu sein, dass ich es nicht erwähnenswert fand“ antwortete mir darauf. „Immerhin lebe ich erst 78 Jahre.“ ergänzte er. Ja es stimmte. Ich hatte mir wirklich keine Gedanken darüber gemacht was eine Liaison von Fee und Mensch für Auswirkungen hat. Mein Egoismus war mir ziemlich peinlich.
„Tut mir leid.“ sagte ich schlicht. „Hat deine Mutter das gewusst?“ fragte ich darauf. „Bist du denn gerne unsterblich wie eine Fee?“ „Nein und Nein.“ antwortete er auf meine Fragen. „Sie hat sich keine Gedanken gemacht. Sie war einfach nur verliebt und blauäugig. Ich weiß nicht wie lange ich leben werde, immerhin habe ich auch menschliches Erbgut.“ In mir kam der Gedanke, dass ich ihn gerne schon früher getroffen hätte. Dann wäre ich die letzten Jahre nicht so allein gewesen. Die moderne Zeit machte mir schon zu schaffen. Ich kann ja noch nicht einmal einen Videorekorder bedienen ohne dass er gleich explodiert. Und dann war da noch etwas. Etwas was ich lange nicht mehr in meinem Innersten gespürt hatte. Vertrauen und Zuneigung.
Für Mr. Universum. Mann, ich musste verrückt sein. So verrückt wie er komisch war. „Ich habe Angst vor Menschen mit goldenen Augen.“ sagte er und riss mich aus meinem Gedanken. „Warum?“ fragte ich. „Weil sie verflucht wurden von meinen Ahnen, den Feen. Sie würden mich hassen, wenn sie wüssten was für einer ich bin.“ „Ich bin auch nur der Versuch einer Wiedergutmachung einer guten Fee.“ antwortete ich. „Aber hassen tu ich sie nicht. Nein, ich musste mich irgendwann damit abfinden, obwohl ich schon mal ganz gerne sterben würde. Kein Mensch sollte ewig leben. Nur wenn wir nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung haben, dann leben wir richtig bewusst. Werden älter und sehen das Leben mit anderen Augen. Ganz schön altklug, was?“ fragte ich ihn. „Mit allen Höhen und Tiefen.“ ergänzte er nur.
Irgendwie war mir Mr. Universum schon sympathisch. Es war als wären wir Vertraute die sich lange nicht gesehen hatten und plötzlich wiederfinden. Und jetzt sah er mich auch nicht mehr seltsam an sondern anders. Ja, wie ein Freund und das waren wir ja jetzt auch Freunde. „Hast du auch Angst vor mir?“ fragte ich ihn. „Weil ich doch auch goldene Augen habe.“ „Nein.“ schmunzelte er mich an. „Nein, bei dir war es irgendwie anders, weil deine Augen anders als die von Verfluchten sind. Ich weiss nicht wie ich das beschreiben soll, aber sie sind gar nicht so golden wie du denkst. Sie sind eher Blau mit Gold. So wie wenn du in einen Brunnen blickst und das Wasser spiegelt am Grund die Sonne.“ Wah, wie poetisch dachte ich nur.
Aber nett gesagt und es war mir nie bewusst das sie blau sind, muss wohl im Auge des Betrachters liegen oder daran, dass er eine halbe Fee war. „Danke für das Kompliment.“ grinste ich ihn an. „Außerdem bist du viel zu tollpatschig um vor dir Angst zu haben.“ setzte er nach. „Grrr!“ Jetzt verpasste ich ihm eine mit dem Kissen. „Es ist spät ich geh jetzt.“ sagte er. „Kommst du morgen wieder?“ fragte ich. „Wer weiss?“ antwortete er mir frech. „Ich bin Mr. Universum und ich habe viel zu tun.“ Ich rollte mit den Augen. „Dann geh Mr. Universum und rette erstmal die Welt.“ sagte ich und schob ihn lachend zur Haustür. Andre drehte sich um, nahm meine Hand blickte mir in die Augen und gab mir zum Abschied einen perfekten Handkuss. „Adieu.“ sagte er leise. „Man sieht sich.“
Als er weg war fragte ich mich ob er wohl wiederkommen würde. Aber Andre kam am nächsten Morgen und brachte Brötchen mit. Er kam an fast jeden Morgen das ging 2 Monate so und jeden Morgen schaute ich am Fenster um zu sehen wo er blieb. Auch bei Sturm war er da. Dann erzählte er mir von seinem Leben und manchmal auch eine schaurige Gruselgeschichte. Er kann wahnsinnig gut erzählen. Ich war sehr glücklich.
Eines Tages stand er nicht nur mit Brötchen da, sondern auch mit einer Distel. „Die ist für dich. Es ist die schönste die wir im Garten hatten.“ sagte er schüchtern. Es war ein Zettel an der Distel befestigt. Ich machte ihn ab und las:
„Diese Distel soll dir sagen,
wenn zwei sich liebhaben,
werden sie jeden Weg einschlagen.“
Wie süß dachte ich. Momentmal? Schieb er liebhaben? Hatte er meine Zuneigung bemerkt? Dachte er genauso? „Ich liebe dich.“ sagte er. „Wollen wir zusammen zurück nach Deutschland gehen?“ Mein Herz setzte einen Moment lang aus. Ich war so glücklich dass er das fragte. Mein Herz war so lange einsam gewesen und ich liebte ihn von ganzen Herzen. „Ja!“ schrie ich vor lauter Freude und sprang ihm in die Arme, wobei die Distel sich in seinen Arm bohrte.
Wir zogen noch die Woche darauf nach Deutschland, mein Zuhause. Unter meinem Schloss wo ich einst lebte, liegt ein kleines Dorf. Dort kauften wir ein altes Fachwerkhaus mit großem Garten. Manchmal gehe ich mit Andre zusammen zum Schloss hinauf. Wir beobachten wie die Vögel fliegen und die Sonne hinter dem Horizont untergeht. Ich glaube es war Schicksal das wir uns trafen.
Eines Tages passierte etwas, womit keiner von uns beiden gerechnet hatte. Ich bekam einen Pickel. Einen richtig fetten. Ich hatte seit Jahrhunderten keinen mehr und das konnte nur eines bedeuten. Ich lief schreiend die Treppe zum Wohnzimmer hinunter, wo Andre gerade an seiner Konsole zockte. „Schau dir das an!“ brüllte ich fast und zeigte auf das rote Ungetüm in meinem Gesicht. „Ich werde älter, ich bekomme Pickel.“ sang ich und hüpfte auf und ab.
Er nahm mich in den Arm und deutete auf sich. „Mir wachsen wieder Haare. Heute Morgen waren das erste Mal seit 60 Jahren wieder Haarstoppeln auf meiner Brust.“ sang er. Kein Mann hat sich wohl je über nachwachsende Haare auf der Brust gefreut und keine Frau über Pickel. Ja, wir werden jetzt älter. Keine Ahnung warum das passiert ist und mir ist es auch egal. Jetzt kann ich endlich so leben wie ein normaler Mensch. Und noch ein kleines Geheimnis. Ich bin schwanger. Andre weiß es noch nicht, aber morgen werde ich es ihm sagen. Wenn du dann auf der Straße einen verrückten Typ wie wild rumhüpfen siehst, weißt du ja wer es ist.
Und so leben sie heute noch bis sie sterben.
~Persönliche Anmerkung~
Ach du scheiße, ist das komisch geschrieben. Ich hätte damals doch besser mal für die Mathe 1 Klausur lernen sollen als das zu schreiben XD Das Ende ist viel zu hastig und zu kontorvers, außerdem doch ein bischen berechenbar und diese Satzstellung. Ich hasse wörtliche Rede!!! Und ja diese blöden Reime sind von mir :-) Aber sie gehören halt dazu.
Damals habe ich von Cornelia Funke die Reckless Geschichte gelesen, dort ist das Dornröschen nie von ihrem Prinzen erlöst worden. Das fand ich sehr traurig, daher dachte ich mir, wie wohl die Geschichte sonst noch ausgehen könnte und dann kam ich auf diese Variante.
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