//Rezension// Japan / Drama / Roman - Die Telefonzelle am Ende der Welt

Werbung/Rezension/Japan/Drama/Roman
Was wäre, wenn es eine Telefonzelle geben würde, in der du mit geliebten verstorbenen Menschen sprechen kannst?


Details

Titel: Die Telefonzelle am Ende der Welt
 Autorin: Laura Imai Messina
Verlag: btb Verlag
 Erschienen: 11.01.2023 (Neuauflage)
Genre: Roman
Seiten: 352
Preis Taschenbuch: 12,00 €

Darum geht´s:

In Japan gibt es eine einsame Telefonzelle am Meer, nimmt man den Hörer ab, kann man die Stimmen der Vergangenheit hören. Es pilgern viele Menschen dorthin, um mit geliebten Verstorbenen zu reden. Als eines Tages auch Radiomoderatorin Yui davon erfährt, möchte sie unbedingt wissen, was es damit auf sich hat, denn sie hat ihre Mutter und ihre kleine Tochter bei dem Tsunami 2011 an das Meer verloren. Dort lernt sich den Arzt Takeshi kennen, der seine Frau verloren hat und ein allein erziehender Vater ist. Gemeinsam erzählen sie sich ihre Geschichten und finden nach und nach zueinander. Sie lernen wieder jemanden zu lieben, trotz dass der Schmerz des Verlustes noch tief in ihnen ist. Regelmäßig besuchen sie den Garten und die Telefonzelle, dabei lernen sie auch viele andere Menschen kennen, denen es ähnlich geht.

Meine Bewertung:

Das Buch ist am Anfang etwas irritierend, denn der Schreibstil ist doch sehr gewöhnungsbedürftig. Die Geschichte wird sehr durcheinander erzählt. Es gibt z. B. in einem Kapitel Rückblicke oder Einschübe aus der Vergangenheit, obwohl man sich eben noch in der Gegenwart befunden hat. Die Idee dahinter ist schon klar, man möchte den Leser gleich auf dem Stand der Dinge bringen, allerdings hätte man das auch anders lösen können, mit eigenen Kapiteln oder wenigstens einer Jahresangabe, damit man weiß - ah jetzt kommt ein Rückblick. Gleiches gibt, wenn aus der Sicht von jemand anderen außer Yui geschrieben wird. Jedoch wenn man sich erstmal an den Schreibstil gewöhnt hat, wird man mit einer emotionalen und berührenden Geschichte belohnt. Was mir sehr gut gefallen hat, waren die kleinen Details, die in der Geschichte erwähnt, aber nicht konkretisiert werden (z. B. die Dinge, die Yui für ihre Tochter gekauft hatte, ihr aber nicht mehr schenken konnte, Yuis Lieblingsmusikstücke, der Titel eines Bilderbuches, den Yui der Tochter von Takeshi vorlas u.a.)

Das Thema ist keine leichte Kost, es geht um Verlust, Traumata und Trauerbewältigung. Es wird unter anderem der Tsunami von 2011 angesprochen. Nicht nur Yui muss damit klarkommen, es sind auch viele andere in der Geschichte, die Verluste beklagen. Jeder erzählt seine Traumata und das ist oft wirklich sehr traurig beschrieben. Man lernt es zu schätzen, dass man selbst noch nicht von einer Katastrophe betroffen war und bewundert, wie sehr diese fiktiven Menschen mit ihrer Trauer leben können. Dabei gibt ihnen das Telefon „des Windes“ Kraft. Wobei es im Buch zwar oft erwähnt wird, aber doch eher eine untergeordnete Rolle spielt.

Yui und Takeshi sind eher ruhige und unauffällige Charaktere, sie sind durch und durch japanisch. Ihre Zuneigung kommt erst nach und nach als beide es zulassen. Sie konzentrieren sich dabei nicht immer auf sich und ihre Belange, auch sind ihnen ihre Mitmenschen sehr wichtig. Sie hören anderen zu, sprechen Mut zu und versuchen zu helfen, wo sie können. Mir hat das menschliche Miteinander in diesem Buch auch sehr gut gefallen. Es war oft dezent, zurückhaltend, aber es war da. Oft sind es auch nur Kleinigkeiten, die helfen können.

 
Fazit: 
Ein berührendes Buch über Verlust, Hoffnung und Liebe. Die Aufteilung der Geschichte in kleine Abschnitte, zwischen Gegenwart und Vergangenheit, ist etwas ungewohnt, aber daran bleiben lohnt sich definitiv!



Bildrechte
Foto: Lesefieber-Buchpost
Cover: Verlag und Illustrator
Beitrag kann Werbung enthalten (unbezahlt und ohne Auftrag)
Dieser Beitrag gibt meine freie Meinung wieder.
 
                    Rezensionsexemplar wurde von der Random House Gruppe gestellt - Herzlichen Dank für das tolle Buch

Kommentare