//Rezension// Roman / Japan - Das verborgene Leben der Farben

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Dieses Buch entführt uns nach Japan, beschäftigt sich mit dem Tod und einem Leben voller Farben. Laura Imai Messina versteht es meisterlich über Menschen aus Japan zu erzählen, als wäre sie schon immer eine von ihnen gewesen.


Details

Titel: Das verborgene Leben der Farben
 Autorin: Laura Imai Messina
Verlag: btb-Verlag
 Erschienen: 11.10.2023
Genre: Roman / Japan
Seiten: 384
Preis Buch : 22,00 €

Darum geht´s:

Mio ist zwischen Hochzeitskimonos und ritueller Kleidung groß geworden. Farben spielen in ihrem Leben eine sehr große Rolle, denn sie sieht Farben anders als andere Menschen. Selbst kleinste und unterschiedliche Farbtöne kann sie sehr detailreich wahrnehmen und beschreiben. Für sie ist ein Rot nicht einfach ein Rot, für sie gibt es unglaublich viele Beschreibungen für Rottöne. Doch ihre Andersartigkeit hat sie einsam gemacht, denn bisher hat sie sich noch nie für die Liebe interessiert.

Aoi wurde als Sohn eines Bestatters groß. Als sein Vater starb, übernahm er zusammen mit seiner Schwester das Geschäft. Sein Leben dreht sich um den Tod und eine würdevolle Zeremonie. Trotz seines schwierigen Berufes steht er dem Tod nicht ängstlich gegenüber, sondern nimmt ihn als Teil des Lebens an. Eine Frau hat allerdings noch nie den Platz an seiner Seite gefunden und er ist mit seinen Aufträgen auch sehr ausgelastet als, dass er Zeit für eine Frau hätte.

Durch einen Zufall findet Aoi seinen Weg in den Laden, wo Mio arbeitet. Beide spüren auf Anhieb eine Verbundenheit zueinander. Zaghaft entwickelt sich ein Band zwischen beiden. Doch Aoi verbirgt ein Geheimnis vor Mio und er weiß nicht, wie er es ihr erzählen kann, ohne dass ihre zarte Beziehung darunter leidet. Wird er dennoch eine Möglichkeit finden?

Meine Bewertung:

Ich habe vor einer Weile auch das Buch - Die Telefonzelle am Ende der Welt von Laura Imai Messina gelesen und fand sie als Autorin interessant. Als dann veröffentlicht wurde, dass auch „Das verborgene Leben der Farben“ von ihr erscheint, war ich sofort Feuer und Flamme das Buch zu lesen. Die Geschichte ist doch recht speziell und auf eine besondere Art faszinierend.
Eine Frau, die Farben sehen kann, die anderen sonst verborgen bleiben und ein Mann, für den Beerdigungen zum Alltag gehören. Beide verbindet auf den ersten Blick absolut nichts, doch dann steht Aoi plötzlich vor Mio und so beginnt ihre hindernisreiche Liebe. Dabei bleibt Laura Imai Messina ihrem Stil treu, sie beschreibt Japan und die Japaner einfach magisch gut. Ich liebe ihre kleinen passend zur Story gesetzten Nebensätze, mit der sie ihre Umgebung beschreibt. Wenn man schon mal in Japan war, kann man sich so unglaublich gut an den Ort des Geschehens hineinversetzen. Es ist immer wie eine kleine Japanreise, ihre Bücher zu lesen.

Die Autorin hat ein Gespür dafür, sanfte Gefühle und Regungen unter Menschen atmosphärisch und zurückhaltend zu beschreiben – ganz wie Japaner das eben oft so machen und das von einer Schriftstellerin, die keine geborene Japanerin* ist. Das ist eine große Leistung, wie ich finde.
Das tröstet mich ein bisschen über die oft zu langatmige Geschichte hinweg. Leider ist der Spannungsbogen in diesem Buch nicht allzu hoch. Ich brauchte wirklich Zeit es zu lesen und zwischendurch auch mal etwas anderes. Aber immerhin habe jedes Mal gut wieder in die Geschichte hineingefunden. Es ist als würde Laura Imai Messina warten, bis man wieder bereit ist weiter zu lesen. Wirklich beeindruckend, daher bin ich bei der Bewertung so zwiegespalten. Einerseits ist das eine wirklich schöne und auch romantische Geschichte, mit vielen Hürden und Hindernissen, aber ohne toxische Gefühle oder ähnliches, andererseits ist die Hinführung zum Kern der Geschichte oft sehr zäh. Oft habe ich mich gefragt, ob ich alle Details brauchte, um die Geschichte richtig zu verstehen. Manches fand ich auch ein wenig belanglos. Jetzt ist es so, dass in Japan nichts ohne Grund passiert. Vielleicht hatten manche Teile der Story, die ich für langatmig empfand, super viel Wichtiges mitzuteilen. Vielleicht sehen das auch nur Japaner, wenn sie die Story ungefiltert und ohne Übersetzung lesen. Ich würde jemanden dieses Buch empfehlen, der viel Zwischenmenschliches liebt, gespickt mit vielen Episoden aus der Vergangenheit, die zum Kern der Gegenwart führen. Man muss auch gut zwischen den Zeilen lesen können oder auch Interpretation zulassen. Ein bisschen philosophieren gehört dann natürlich auch dazu.

Am schönsten fand ich persönlich die Beschreibung einer Bestattung in diesem Buch, welche so respektvoll und ihre Art magisch ist. Sie bringt Mio und Aoi näher zusammen und zeigt Mio auf eine besondere Weise auf, wie sie ihr Leben führen möchte. Auch wie die Menschen hier miteinander agieren, so würde- und liebevoll. Es war richtig schön. Das war sehr einschneidend und die Art wie die Autorin dieses Kapitel beschrieben hat, wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben.

Fazit: 
Wer Laura Imai Messina und ihren Schreibstil liebt, wird auch hier ein gelungenes Werk finden. Wer es etwas spannender braucht, wird hier eher weniger glücklich. 

 

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Danke btb vors Vorablesen :-) Ich habe mich sehr über das Buch gefreut, auch wenn es ein bisschen anders ist als ich erwartet hätte.
 
Zur Autorin (entnommen von Google Books)
*Laura Imai Messina wurde in Rom geboren. Mit dreiundzwanzig Jahren zog sie nach Japan. Ihr Studium an der University of Foreign Studies schloss sie mit dem Doktortitel ab, mittlerweile arbeitet sie als Dozentin an verschiedenen Universitäten. Laura Imai Messina lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Tokio. Ihr Roman »Die Telefonzelle am Ende der Welt« stand in Italien und Großbritannien wochenlang auf der Bestsellerliste und wurde in 25 Länder verkauft.
 

 

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